BENZINGER “Pure” Test
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Mit der BENZINGER „Pure“ teste ich heute eines von zwei Modellen aus der Classic-Kollektion, das leicht gegen den Uhrzeigersinn gedreht zu sein scheint. Das zumindest suggeriert die „Pure“ mit ihrer Krone bei 2 Uhr und der kleinen Sekunde bei 5 Uhr. Was es damit auf sich hat, lest Ihr in diesem Uhren Test!
Die interessantere Frosted Barley?
BENZINGER „Pure“ und „Joy“ heißen die beiden Modelle aus Jochen Benzingers beliebter Classic-Kollektion, die unter den verhältnismäßig gediegeneren Modellen durch ein ungewöhnliches Detail auffallen. Sie scheinen gegen den Uhrzeigersinn „gedreht“ zu sein. Sowohl die Krone, als auch die kleine Sekunde, zwei Elemente, welche für gewöhnlich streng bei 3 respektive 6 Uhr zu finden sind, haben ihre angestammten Plätze verlassen. Man könnte sagen, die Uhren hätten sich um 30 Grad gedreht. Und die Uhrzeit? Die wird trotzdem wie gewöhnlich abgelesen, da die Indizes unverändert bleiben.
Bei Jochen Benzingers „Pure“ handelt es sich dennoch nicht um einen der technischen Umbauten, für die der Pforzheimer Ausnahme-Uhrmacher sonst bekannt ist. Das könnte man immerhin annehmen, denn die BENZINGER „Pure“ scheint zumindest auf den ersten Blick eine entfernte Verwandte der BENZINGER „Frosted Barley“ zu sein. Das faszinierende Kornmuster, der typische, als „Breguet Frost“ bezeichnete Farbton des Zifferblattes und weitere Ähnlichkeiten lassen dies vermuten.
Und sonst? Die BENZINGER „Pure“ wartet mit vielen Details und Facetten auf, die den besonderen Reiz von Jochen Benzingers meisterhaften Armbanduhren ausmachen. Welche das genau sind, will ich in diesem Uhren Test herausfinden.
Der erste Eindruck
„Pure“ – man hätte keinen Namen finden können, der das Design des Zeitmessers besser beschreiben würde. Auf großflächig skelettierte Flächen wurde diesmal verzichtet. Das cremefarbene Zifferblatt ist komplett geschlossen und enthält den Vorgeschmack auf die kunstvolle Rückseite diesmal vor. So mutet die BENZINGER „Pure“ fast ein wenig introvertiert an, zumindest, wenn man BENZINGER-typische Maßstäbe anlegt.
Denn auch das puristische Modell ist keineswegs langweilig und begeistert mit einem aufwändig gestalteten Zifferblatt, bei dem man durchaus einige Zeit benötigt, um den Detailreichtum in seinem ganzen Umfang zu erfassen. Und wer dachte, dies sei schon sehr außergewöhnlich, dem wird es beim Anblick des Gehäusebodens die Sprache verschlagen. Dazu aber später mehr. Materialauswahl und Verarbeitung fühlen sich – und das ist keine Überraschung – sehr hochwertig an. Das sind eben die Vorzüge von echten Luxusuhren, zu denen sich die BENZINGER „Pure“ definitiv zählen darf.
Getragen wird die BENZINGER „Pure“ mit dem üblichen schwarzen Alligator-Lederband, einem der vielen Charakteristika von BENZINGER-Uhren. Interessant sind die roten Nähte, die zumindest das mir zugeschickte Modell besitzt.
Die BENZINGER „Pure“ am Handgelenk
Ich widme mich der Dornschließe des Alligator-Lederbandes und entferne vorsichtig die blaue Schutzfolie, um das gute Stück endlich umzulegen. Am Handgelenk muss man sich einen Moment daran gewöhnen, Krone und kleine Sekunde nicht an den gewohnten Stellen zu finden. Zu Beginn versucht man allerdings noch, Unterarm und Ellenbogen umständlich einzudrehen, was natürlich nicht nötig ist.
Wie auch einige andere der von mir bisher getesteten Modelle der Classic-Kollektion ist die BENZINGER „Pure“ eine Uhr für den zweiten Blick. Wer mit seiner Armbanduhr sofort um jeden Preis auffallen will, der ist hier falsch. Mit ihrem edlen, zurückhaltenden Design begeistert der puristische Luxuszeitmesser vor allem seinen Träger. Mein Tipp, wenn Ihr extrovertiertes Design schätzt: Die sportliche BENZINGER Subskription Black Orange oder die BENZINGER Black Lizard, auffällig durch ein Zifferblatt aus Echsenhaut.
Da das Gehäuse keine Sonderanfertigung ist, sondern auch bei den anderen BENZINGER-Uhren zum Einsatz kommt, wissen stolze Besitzer einer echten BENZINGER bereits den Durchmesser von 42 Millimetern zu schätzen. Dieser passt an jedes Handgelenk, ob schmal oder mit einem größeren Umfang. Und: für dieses einzigartige Design ist die Größe meines Erachtens perfekt.
Die Schokoladenseite der BENZINGER „Pure“
Beim Gehäuse handelt es sich um den altbekannten flachen „Zylinder“, um die Form einmal vereinfacht zu beschreiben. Als Material kommt der geschätzte Edelstahl aus Pforzheimer Produktion zum Einsatz. Die Seiten des Gehäuses sind fein satiniert. Lünette und Gehäuseboden sind leicht angeschrägt und stehen etwas über. Im Gegensatz zu den Seiten wurde der Edelstahl hier poliert, was ein stimmiges und abwechslungsreiches Gesamtbild ergibt. Trotzdem bleibt auch wieder festzuhalten, dass das Edelstahlgehäuse (bewusst) nicht der „Star“ der BENZINGER „Pure“ ist. Die Highlights findet man an anderen Stellen.
So beispielsweise beim Gehäuseboden. Dieser besteht größtenteils aus einem kreisrunden Sichtfenster, das nur bei BENZINGER so groß dimensioniert ist. Gefertigt wurde es, wie auch das flache Uhrenglas auf der Vorderseite, aus widerstandsfähigem und kratzresistentem Saphir. Jegliche Alternative wäre bei einer Uhr aus dem Luxussegment auch unangebracht gewesen. Durch das klare Saphirglas hat man einen guten Blick auf die Schokoladenseite der BENZINGER „Pure“. Einfach beeindruckend, die einzelnen Elemente zu betrachten. Das merke ich auch immer wieder bei meinen Uhrenfotografien, bei denen es darauf ankommt, kleinste Details zu erfassen. Und da gibt es einige…
Namen und Spezifikationen findet man auf dem polierten Rand des Gehäusebodens. Für die Handgravuren gilt das, was man auch über den Rest der Verarbeitung sagen kann. Die sucht ihresgleichen. Kein Wunder; Jochen Benzingers Talent und Erfahrung gepaart mit liebevoller, stundenlanger Handarbeit sind weltweit einzigartig.
Das ETA-6498 nach dem scheinbaren Umbau
BENZINGER greift bei seinen Unikaten gerne auf das ETA-6498-Handaufzugswerk als Standardkaliber zurück. Bei der „Pure“ hat Jochen Benzinger buchstäblich keinen Stein auf dem anderen gelassen und das mechanische Uhrwerk optisch so verändert, dass es den Anforderungen der BENZINGER „Pure“ entspricht. Dabei wurde das Werk im Gehäuse aber nicht etwa umgebaut, wie man es von den Subskriptionen kennt, sondern lediglich so im Gehäuse gedreht, dass die große kleine Sekunde nach 5 Uhr und die Zwiebelkrone nach 2 Uhr gewandert ist. Eine eingebaute Schwanenhalsfeinregulierung gewährleistet, dass Ihr den Gang der Uhr in sehr feinen Schritten einstellen könnt.
Beim Blick auf die Rückseite gibt es weitere Raffinessen zu entdecken. Zahnräder und Werksbrücken sind handguillochiert- und skelettiert, wodurch man bis zur Grundplatine schauen kann. Das verleiht der Rückseite eine einmalige Plastizität und Tiefe. Die mit Rhodium beschichtete Grundplatine besticht durch rosévergoldete Werksteile. Auf Wunsch kann auch die Schraubenunruh vergoldet werden.
Puristisch: das Zifferblatt
Das Zifferblatt wird durch die vielen kreisförmigen Elemente definiert. Da wären der mattpolierte Stundenindexring mit römischen Ziffern, die Minuterie auf dem Rehaut, der Indexring der kleinen Sekunde sowie die polierte Lünette. Wie man es von BENZINGER kennt, besteht das Zifferblatt aus Sterlingsilber. Es fällt durch seine organisch anmutende Kornguilloche im „Breguet Frost“-Farbton auf, die nur innerhalb der kleinen Sekunde von einer Wellenguilloche abgelöst wird. Direkt unter 12 Uhr prangt in Serifenschrift der Markenname BENZINGER. Farbliche Akzente setzen die flammgebläuten Stahlzeiger, die auch den klassischen „Breguet“-Look tragen.
Dass Werte wie Funktionalität und eine optimale Ablesbarkeit bei der BENZINGER „Pure“ in den Hintergrund rücken, sollte niemanden überraschen. Mit einer praktischen Sportuhr haben wir es hier jedenfalls nicht zu tun. Eher mit einem echten Kunstwerk!
Das edle Alligator-Lederband ist handgenäht und fühlt sich auch dementsprechend hochwertig an. Eine Dornschließe aus Edelstahl garantiert einen sicheren Halt. Der Tragekomfort während meiner Testtage war ein Traum. Das ist vor allem der Innenseite zu verdanken, deren beiges Leder sehr weich ist.
Mein Fazit zur BENZINGER „Pure“
Klassisches, gediegenes Design meets kreativen, ungewöhnlichen „Umbau“. So könnte man die BENZINGER „Pure“ in einem Satz beschreiben, auch wenn nur ein Satz den vielen Highlights, die die „Pure“ zu bieten hat, sicher nicht gerecht wird. Diese finden sich vor allem beim handguillochierten- und skelettierten Uhrwerk, aber auch bei der versetzten Krone sowie der kleinen Sekunde. Verpackt in ein ruhiges, manchmal leicht verspieltes „Breguet-Frost“-Gewand, ist die BENZINGER „Pure“ genau die richtige Uhr für diejenigen, die eine außergewöhnliche, aber dennoch klassische Luxusuhr suchen.
Der Begriff Luxus trifft auch gerade bei der Materialauswahl und deren Verarbeitung zu. Das ist Handarbeit in ihrer vollendeten Perfektion. Kostenpunkt: 8.200,- Euro, ein Preisrahmen, in dem auch die anderen Classic-Modelle angesiedelt werden. Wie immer gilt: besondere Kundenwünsche werden gegen Aufpreis mit einbezogen. So wird aus der puristischsten BENZINGER eine ganz individuelle Armbanduhr.
Mehr über BENZINGER und die „Pure“
Hier geht’s zur Homepage von BENZINGER
Interview mit Jochen Benzinger
Galerie
Technische Daten
NameBENZINGER „Pure“
Referenznummerk.A.
MarkeBENZINGER
KategorieSkelettuhren
Preis ab8.200,- Euro
Garantiek.A.
Gehäuse Material316L Edelstahl
Diameter42.00 mm
Höhek.A.
UhrenglasSaphirglas
UhrentypHandaufzug
Wasserdichtk.A.
Uhrwerk NameETA-6498
Ganggenauigkeit52 Stunden
FunktionenKleine Sekunde / Minute / Stunde
Ziffernblattfarbe"Brechet"-Frost
Indizesrömische Indizes
Armband Farbeschwarz
Armband MaterialLeder
Schließe316L Edelstahl / Faltschließe
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