Findeisen F-1253 Preußischblau S Review
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Die Findeisen F-1253 Preußischblau S ist schon das dritte Modell der gleichnamigen jungen Marke, die erst 2017 in der Nähe von Bamberg gegründet wurde. Wer jetzt schon an eine weitere Microbrand gedacht hat und enttäuscht die Seite verlassen wollte – Das Weiterlesen lohnt sich! Denn im Gegensatz zu den Mitbewerbern setzt Findeisen auf ein Uhrwerk aus deutscher Produktion. Welche Highlights Euch noch erwarten, lest Ihr im folgenden Test…
Wie ostpreußische Städte ein Uhrendesign inspirieren
Die bayrische Marke Findeisen ist das Herzensprojekt ihres Gründers Martin Zettl. Wenn man Design, Materialauswahl und das Konzept hinter dem jungen Uhrenhersteller verstehen möchte, sollte man sich vorher ein wenig mit der Geschichte befassen. Den Namen Findeisen hat Martin Zettl, ein Uhren-begeisterter Wahlbayer, seiner Familie entlehnt. Ururgroßvater Karl Ferdinand Findeisen betrieb mit großer Leidenschaft Städtekunde in Deutschland, wobei er sich (als Sachse!) insbesondere für die historische Provinz Ostpreußen interessierte. Genau darin liegt der Clou, oder wie man neudeutsch sagen würde, der USP, der unique selling point von Findeisen. Jede Uhr, die in Nürnberg produziert wird, rezitiert in ihrem Design die Geschichte einer ehemaligen ostpreußischen Stadt. Bisher wurden zwei Modelle auf den Markt gebracht, die Allenstein und Königsberg, das heutige Olsztyn und Kaliningrad thematisieren.
Die dritte und neueste Uhr wurde im Sommer 2021 vorgestellt. Die F-1253, eine markante Toolwatch, ist eine Hommage an die Hafenstadt Memel, heute unter dem Namen Klaipėda und als attraktives Touristenziel bekannt. 1253 datiert die Gründung der Stadt. Gut zu wissen: wer sich für die Geschichte von Memel interessiert, kann diese im Booklet nachlesen.
Obwohl Martin Zettls Ururgroßvater ebenfalls passionierter Uhrenliebhaber war, hat er nicht direkt etwas mit der nach ihm benannten Marke zu tun. Auf den Gedanken könnte man vielleicht kommen. Eine Uhrmacherdynastie existiert hier nämlich nicht. Preislich legt Findeisen die Messlatte hoch. Um die Information gleich vorwegzunehmen: die F-1253 liegt bei 2.900,- Euro. Schon der macht deutlich, dass man bei Findeisen nach Höherem strebt. Ist der Edelstahltaucher sein Geld wert?
Im Unboxing
Das suggeriert zumindest die Verpackung. Findeisen hat mir vorab eine Optimus-Box zugesichert. Diese ist optional zur herkömmlichen Simplex-Box erhältlich und besticht durch Hochglanzoptik. Man merkt, dass sich hier Gedanken gemacht wurden und man mit viel Liebe zum Detail gearbeitet hat. Das geschwungene, luftige Findeisen-F prangt auf der Oberseite. In der Optimus-Box selbst finden sich unter anderem noch zusätzliche Edelstahlglieder und ein kleines Ansteckwappen, ebenfalls mit dem geschwungenen F geprägt – sehr schick!
Beim ersten Anblick der Findeisen F-1253 Preußischblau S kann man tatsächlich feststellen, dass Martin Zettl mit seiner Beschreibung nicht übertrieben hat. Die Taucher- bzw. Werkzeuguhr sieht tatsächlich bedeutend anders aus als die Vertreter aus Uhren-Tests der letzten Monate. Keine kreisrunden Indizes, kein kreisrundes Gehäuse und vor allem keine typische Lünette, wie man sie sonst häufig sieht – rund und in den Farben des Zifferblattes gehalten. Die Findeisen F-1253 Preußischblau S eckt optisch an, im wahrsten Sinne des Wortes. Markantestes Designelement ist ohne Zweifel die kantige Lünette in Schaufelradoptik, die der Uhr enormen Wiedererkennungswert verleiht. Durch und durch macht die F-1253 einen abgehärteten Eindruck und wird dem Begriff Toolwatch gerecht. Hochwertig fühlt sie sich ebenfalls an.
Etwas verspielter präsentiert sich da schon der Gehäuseboden. Zu den einzelnen Details aber gleich mehr. In einer separaten Schachtel liegt ein sportliches NATO-Band bei, das später ebenfalls getestet werden muss.
Die Findeisen F-1253 Preußischblau S am Handgelenk
Zuerst lege ich die Referenz F-1253-PB-S aber mit dem dreigliedrigen Edelstahlband um. Die Gewichtszunahme am Handgelenk merkt man sofort. 198 Gramm bringt die Werkzeuguhr mit ungekürztem Band auf die Waage. Das beachtliche Gewicht sieht man dem Zeitmesser kaum an, was wohl auch an der moderaten Größe liegt. Mit 41,5 Millimetern passt die F-1253 an jedes durchschnittliche Handgelenk – intelligent gewählte Maße. Entscheidend ist jedoch auch die Länge zwischen den Bandanstößen, die 47 Millimeter beträgt. Wirklich angetan hat es mir aber die flache Bauhöhe. Trotz Automatikwerk und Weicheisenkäfig im Inneren des Gehäuses ragt die Findeisen F-1253 Preußischblau S gerade einmal 12,5 Millimeter empor. Ein sportlicher Wert!
Auf Anhieb könnte ich nicht sagen, in welcher Situation die F-1253 fehl am Platz – Entschuldigung, am Handgelenk wäre. Der großzügig verwendete Edelstahl und der zeitlose Blauton machen die Armbanduhr zum optischen Alleskönner, den man bei jeder Gelegenheit tragen kann. Hier kommen sowohl ambitionierte Freizeittaucher als auch Geschäftsleute voll auf ihre Kosten. In meinem Nizza-Urlaub vor ein paar Wochen wäre die Uhr eigentlich der perfekte Daily Rocker gewesen. Dann aber abgespeckt am maritim-sportlichen NATO-Band.
Eine Uhr, die aneckt
Das kantige Gehäuse besteht aus langlebigem Edelstahl. Gut gefällt mir die Oberflächenbehandlung. Alle Oberflächen wurden in der Nürnberger Produktion perlgestrahlt. Das sichtbare Ergebnis ist eine feine, körnige und matt schimmernde Struktur. So gelingt der funktionale Charakter einer echten Toolwatch. Das Qualitätsniveau steht der Premiumkonkurrenz aus Deutschland und der Schweiz in Nichts nach. Hier hätte ich erwartet, dass man Abstriche in Kauf nehmen muss. Das ist nicht der Fall.
Etwas anders sieht es bei der Taucherlünette aus, einem der ganz wenigen Kritikpunkte der F-1253. Die Klicks rasten bei der Betätigung zwar sauber ein, jedoch bleibt etwas Spiel. Das mag Meckern auf hohem Niveau sein, aber immerhin befinden wir uns auf Premiumniveau. Lob gibt es dagegen für die außergewöhnliche Form der Lünette. Mich erinnert diese etwas an ein Schaufelrad. Zwei Vorteile kann man ausmachen. Zum einen lässt sich diese Form besser greifen, vor allem mit Handschuhen unter Wasser. Zum anderen sticht die Findeisen F-1253 Preußischblau S so unter ihren Mitbewerbern hervor. ‚Die Uhr mit der kantigen Lünette‘ bleibt im Gedächtnis.
Das Zifferblatt ist unter dem verbauten Saphirglas besonders gut ablesbar. Findeisen hat es beidseitig dreifach entspiegelt, damit störende Lichtreflexionen im Wasser oder unter freiem Himmel nicht auftreten.
Der Gehäuseboden mit der kreativen Gravur rundet den bisher guten Gesamteindruck gelungen ab. Um genau zu sein, ziert hier das Wappen der Stadt Klaipėda die Rückseite des Gehäuses. Es ist der deutlichste Hinweis auf Findeisens Bezugnahme zu ostpreußischen Städten. Findeisen gibt die Wasserdichtigkeit der F-1253 mit 20 bar, also 200 Metern an. Taucher kommen voll auf ihre Kosten.
Eine Premiere in der Findeisen F-1253 – das Uhrwerk
Mit der Findeisen F-1253 wartet eine echte Neuheit auf Uhrenliebhaber. Die Toolwatch ist die erste Armbanduhr, in der das A26.2 Manufakturkaliber in der TOP-Stufe zum Einsatz kommt – Premiere! Generell sollten wir einmal darüber reden, dass man sich bei Findeisen traut, einen eigenen Weg einzuschlagen und ein Uhrwerk aus deutscher Produktion zu verbauen. Weitaus naheliegender wäre die Konkurrenz von ETA oder Sellita gewesen. Findeisens Entscheidung beweist Innovationsgeist und Mut und sollte daher positiv bewertet werden. Vor dem Einbau in die Findeisen F-1253 wird das Automatikwerk leicht modifiziert und umgetauft. Als FW 4251 kommt es bei 28800 Halbschwingungen pro Stunde auf eine Gangreserve von 42 Stunden. Findeisen gibt eine Feinregulierung in 5 Lagen an. So soll es maximal +5 Sekunden pro Tag vorgehen. Diese Genauigkeit lässt sich kaum toppen!
Damit das Uhrwerk durch nichts aus dem Takt gebracht wird und antimagnetisch sowie stoßsicher ist, hat man es in einen Weicheisenkäfig eingebettet. Genauer gesagt sorgen hier eine dreiteilige magnetische Abschirmung und Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk dafür, dass die DIN-Normen 8308 (Stoßsicherheit) und 8309 (antimagnetisch) eingehalten und sogar übertroffen werden.
Mit der griffigen Krone können Zeiger und Datum präzise sowie unkompliziert eingestellt werden. Aufgefallen ist mir die Größe des praktischen Kronenschutzes, welcher bereits im Bereich der Bandanstöße beginnt.
Zifferblatt und Armband im Detail
Der Namenszusatz meiner Test-Uhr Preußischblau ist keineswegs eine Marketingerfindung, sondern beruht auf einem Zufall. Martin Zettl schwebten bei der Konzeption der Findeisen F-1253 zwei Farbtöne vor. Neben der schwarzen Variante soll es genau der unter der Bezeichnung Preußischblau bekannte Blauton gewesen sein, der ihm hundertprozentig zugesagt hat. Welche Farbe könnte schon treffender sein?
Zifferblatt und Indizes sind aus einem Guss gefertigt. Der 12 Uhr-Doppelindex erinnert an ein historisches Stadtwappen. Dank Super-Luminova Leuchtmasse kann man alle wichtigen Informationen zu jeder Zeit genau ablesen. Für die sportliche Note sorgen orangene Farbakzente. Ihr findet sie an der Spitze des Sekundenzeigers sowie als Farbton der aufgedruckten DIN-Norm.
Gegenüber dem hervorragend verarbeiteten Gehäuse fällt die Qualität des Edelstahlbandes samt Tauchverlängerung nicht ab. Ihr kantiges Design greift die Umrisse der Uhr auf. Findeisen bezeichnet die Schließe als Eigenentwicklung. Mit einer Feinjustierung lässt sich das Edelstahlband exakt an den Umfang des Handgelenkes anpassen. Überzeugt hat mich das Schnellwechselsystem, mit dem ihr ohne zusätzliches Werkzeug euer Edelstahlband in Sekundenschnelle austauschen könnt. Beispielsweise gegen das wunderschöne NATO-Band, das mein persönlicher Favorit ist.
Mein Fazit zur Findeisen F-1253 Preußischblau S
Findeisen ist in jeder Hinsicht ein überaus ungewöhnlicher Newcomer. Streicht man den Namen und das Vorwissen über die junge Geschichte der Firma aus seinem Gedächtnis, könnte man ohne Zweifel auf die Idee kommen, es hier mit einer Premium-Toolwatch eines etablierten Herstellers zu tun zu haben. Es ist beeindruckend, innerhalb von vier Jahren aus dem Nichts ein Modell auf den Markt zu bringen, das qualitativ als auch optisch so gereift wirkt, als könnte es bereits in zehnter Generation seit fünfzig Jahren am Markt sein. Kinderkrankheiten wie das Spiel der Lünette sind da normal und sollten nicht überbewertet werden.
Zusammenfassend sind es meiner Meinung drei Aspekte, die die Findeisen F-1253 Preußischblau S zu einer äußerst gelungenen Werkzeuguhr machen. Hohe Qualität, ein ansprechendes Design mit Wiedererkennungswert und eine Geschichte hinter der Marke. Klar, Tradition kann man nicht herbeizaubern, aber der Grundgedanke des Städte-Themas überzeugt. Das Highlight ist auf den ersten Blick nicht erkennbar, da es das Herzstück der F-1253 ist. Das FW4251 legt die Messlatte hoch. Solche Standards sind selbst in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich. Womit wir auch schon beim Thema wären – dem Preis von 2.900,- Euro. Den halte ich angesichts des sehr guten Gesamtpaketes für gerechtfertigt.
Ich bin gespannt, wie es in Zukunft mit Findeisen weitergeht. Die F-1253 hat die Neugierde in mir geweckt, mir auch den Release der vierten Uhr genauer anzuschauen. Das ist ein gutes Zeichen!
Mehr über Findeisen und die F-1253 Preußischblau S
Alle Konfigurationen im Überblick
Werkzeuguhren im Test in meinem Blog
Galerie
Technische Daten
NameFindeisen F-1253 Preußischblau S
Referenznummer F-1253-PB-S
MarkeFindeisen
KategorieTaucheruhren
Preis ab2.900,- Euro
Garantie3 Jahre
Gehäuse Material316L Edelstahl
Diameter47.00 mm
Höhe12.50 mm
UhrenglasAntireflexbeschichtung / Saphirglas
UhrentypAutomatic
Wasserdicht20 bar (200 m / 660 ft)
Uhrwerk NameFW 4251, Basis Damasko A26.2
Ganggenauigkeit42 Stunden
FunktionenDatum / Minute / Sekunde / Stunde
ZiffernblattfarbePreußischblau
Indizesstrichförmig
BesonderheitenIndizes mit Leuchtmasse gefüllt / Zeiger mit Leuchtmasse gefüllt
LünetteEdelstahl / grau / Taucherlünette
Armband Material316L Edelstahl / Textil
Schließe316L Edelstahl / Dornschließe / Faltschließe / Tauchverlängerung
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