LOUIS XVI La Vauguyon Damaskus Stahl 1201 Test
Also available in: English
Die LOUIS XVI La Vauguyon Damaskus Stahl ist ein Chronograph der etwas anderen Art. Herzstück ist das Gehäuse mit seiner ungewöhnlichen Oberflächenstruktur. Blaues Blut pulsiert zwar nicht darin, dafür aber ein Automatikwerk. Mal sehen, ob LOUIS XVI auch in diesem Segment Fuß fassen kann.
Eine kleine Lektion Geschichtsunterricht
Sagt euch der Begriff La Vauguyon etwas? Mal ganz abgesehen davon, dass der Chronograph dieses Uhren-Tests so heißt. Nein? Ich hatte bisher auch noch nichts davon gehört, was wohl daran liegen mag, das mein Geschichtsunterricht ein paar Jahre zurückliegt. Der Schweizer Uhrenhersteller LOUIS XVI hat vor kurzem eine noch recht neue Kollektion mit diesem Namen veröffentlicht. Vertreter dieser Serie sind (für LOUIS XVI-Verhältnisse) im Design recht schlicht gehalten. Man könnte fast von einer gewissen Strenge sprechen, die sich durch die Linienführung der Modelle zieht. Und die kommt nicht von ungefähr.
Paul Francois de Quelen de la Vauguyon war Gouverneur der französischen Stadt Cognac. Der adelige pflegte zudem hervorragende Kontakte zum Königshaus und war am Hofe als sogenannter Menin für die Erziehung des Thronfolgers (Dauphin) zuständig. Hier soll er eine gewisse Härte und Disziplin an den Tag gelegt haben. Thronfolger war Mitte des 18. Jahrhunderts niemand geringeres als Ludwig XVI. oder französisch Louis XVI.
Die Uhrenmarke, die den letzten König vor der französischen Revolution zum Namenspaten gewählt hat, teilt mit dem Monarchen die Begeisterung für Uhrmacherkunst. Anders als der Großteil der etablierten Schweizer Marken hat man bei LOUIS XVI nicht viel für Minimalismus und Funktionalität übrig. Für Detailverliebtheit und exklusive Designs schon eher. An goldenen Farbtönen und glitzernden Elementen spart der Hersteller ebenfalls nicht. Aber nicht falsch verstehen: LOUIS XVI hat sich nicht auf Retro-Zeitmesser spezialisiert, die eine Stilrichtung einer vergangenen Epoche wiederaufleben lässt. Alle Zeitmesser sind Neuentwürfe und keine Hommage-Uhren.
LOUIS XVI greift nach den Sternen
Anders als bei weniger polarisierenden Marken kann man Uhrenfans vor allem in zwei Lager stecken, wenn man sie zu ihrer Meinung bezüglich der Designsprache von LOUIS XVI befragt. Die einen lieben sie, die anderen können damit nicht viel anfangen. Ich muss zugeben, dass mich die LOUIS XVI Palais Royale zu Beginn auch ein wenig überfordert hat. Man muss in jedem Fall unvoreingenommen an die auffällige Uhrenmarke herangehen. Dann lernt man die Eigenheiten der Uhren zu schätzen und zu lieben. So habe ich nur einen Kritikpunkt an der Palais Royale gefunden: ihr 5030.D Quarzwerk von Ronda. Ich lehne Quarzwerke keineswegs entschieden ab. Da König Louis XVI. aber mechanische Uhren liebte und kein Mensch damals Batterie-betriebene Uhren für möglich gehalten hätte, gehört in eine Uhr von LOUIS XVI meiner Meinung einfach ein mechanisches Uhrwerk.
Die beiden La Vauguyon Chronographen besitzen ein solches mechanisches Uhrwerk. Daneben fallen sie durch ihre Optik auf, die zwar die royale Handschrift von LOUIS XVI trägt, aber doch ganz anders wirkt als beispielsweise die Palais Royale. Gerade denjenigen, die um die Marke bisher einen großen Bogen gemacht haben, könnten die Chronographen gefallen – ein versöhnliches Ende? Dazu muss in jedem Fall die Qualität stimmen. Denn gegenüber den Dreizeigeruhren warten die auf je 1000 Exemplare limitierten Modelle mit einem Preisaufschlag von 1000 Euro auf! Ob der sein Geld wert ist und welche Besonderheiten La Vauguyon noch zu bieten hat, lest ihr im Folgenden.
Ein Überblick
Dazu ist es jedoch wichtig, kurz einmal die Modellpalette zu erklären. La Vauguyon umfasst Stand Februar 2023 fünf Referenzen. Interessant finde ich vor allem die beiden Chronographen, die sich in der Wahl ihres Gehäusematerials unterscheiden. Forged Carbon, geschmiedetes Karbon und Damaskus-Stahl bestechen beide durch ihre Oberflächen-Beschaffenheit, die durch einzigartige Strukturen auffallen. Mehr dazu aber später. Meine Test-Uhr ist die Referenz 1201 in der Damaskus-Stahl-Variante. Abgesehen vom Material sind sich die ungleichen Zwillinge aber sehr ähnlich.
Die LOUIS XVI La Vauguyon Damaskus Stahl am Handgelenk
Obwohl es sich bei den beiden Zeitmessern um Chronographen handelt, sind die Uhren mit einem Durchmesser von 41 Millimetern kompakt bemessen. Mich erinnert die Größe an historische Armbanduhren, die früher üblicherweise kleiner waren. Wer es im Alltag möglichst praktisch mag, greift jedoch am besten zur Forged Carbon. Die Leichtbauweise zahlt sich aus. Gegenüber meiner Damaskus Stahl (150 Gramm) bringt das Schwestermodell ganze 35 Gramm weniger auf die Waage.
Die LOUIS XVI La Vauguyon Damaskus Stahl wirkt am Handgelenk technisch und durch die parabelförmigen Strukturen, die an Holz erinnern fast schon futuristisch. Ihr wetterfestes Kautschukarmband unterstreicht zudem den sportlichen Charakter und macht La Vauguyon zu einem verlässlichen Begleiter für den abwechslungsreichen Alltag.
Das Juwel von La Vauguyon
Es ist nicht einfacher Edelstahl, der hier Verwendung findet. Der in der Industrie vorrangig als Damaszener Stahl bekannte Werkstoff besteht aus unterschiedlichen Stahlschichten, die die charakteristische Struktur bilden. In Europa findet der Schweißverbundstahl seit 2000 Jahren Verwendung. Heute wird er meistens aus ästhetischen Gründen verwendet, vorrangig für Gebrauchsgegenstände wie Messer. Diesen kommen seine Eigenschaften wie Flexibilität und Schnitthaltigkeit zugute. In den letzten Jahren haben auch vermehrt Uhrenhersteller den Stahl für sich entdeckt.
Der hier verwendete Damaskus Stahl wird aus zwei unterschiedlichen Edelstahlsorten hergestellt. Das charakteristische Muster entsteht durch den Fertigungsprozess. Die Edelstähle werden übereinandergelegt, dann feuerverschweißt, geschmiedet und anschließend gefaltet. Wichtig ist in meinen Augen vor allem die perfekte Umsetzung, die LOUIS XVI hier eindeutig gelungen ist. Seitens des Herstellers wird die Individualität betont. Da hat LOUIS XVI recht. Jedes der 1000 Exemplare unterscheidet sich in seiner Oberflächenmaserung geringfügig von den anderen. Ihr tragt also ein Unikat am Handgelenk.
Weitere Details des Gehäuses
Dank der Einkerbungen lässt sich die wie ein großes Zahnrad aussehende Lünette optimal bedienen. Das kantige Merkmal ist das zentrale Erkennungsmerkmal der La Vauguyon Kollektion. Saphirglas schützt das Zifferblatt und beugt ärgerlichen Mikrokratzern vor, sofern man seinen Chronographen gut behandelt. Gelungen finde ich persönlich auch die Drücker, die sich formschön in das kantige Design einfügen und kaum auffallen.
Insgesamt fällt das Gehäuse durch sein gemäßigtes Erscheinungsbild angenehm auf. Einzig der sechsfach verschraubte Gehäuseboden erinnert an die prunkvolle Designsprache von LOUIS XVI. Die dreidimensionale Krone in der Mitte der Rückseite hat ihren Charme und wirkt durchaus nicht fehl am Platz. La Vauguyon ist bis zu einem Druck von 5 bar wasserdicht. Für Wasserspritzer oder ein paar Bahnen im Pool reicht das locker aus, mehr ist jedoch nicht drin.
Mechanische Power im Inneren
Angetrieben wird die LOUIS XVI La Vauguyon Damaskus Stahl von einem Schweizer SW500 Automatikwerk von Sellita. Das SW500 ist für seine Robustheit bekannt und der Inbegriff eines klassischen Chronographenwerkes. Es besitzt 25 Steine, eine Stoßsicherung sowie Glucydur-Unruh und Feinregulierung. In der Basisausstattung bringt es das Kaliber auf eine Gangreserve von ausdauernden 48 Stunden. Im Alltag deckt das SW500 die typischen Chronographenfunktionen ab: Kleine Sekunde, 30-Minuten-Zeit und 12-Stunden-Zeit. Bei 4 Uhr wurde ein Datumsfenster in das Zifferblatt eingelassen.
Vom Zifferblatt mit Damaskus-Stahl-Struktur heben sich die Totalisatoren mit schwarzem Untergrund ab. Dementsprechend gut ist die Ablesbarkeit. Schweizer Superluminova Leuchtmasse bringt Zeiger und Ziffern in der Dunkelheit zum Leuchten.
Mein Fazit zur LOUIS XVI La Vauguyon Damaskus Stahl
Da ich mit der Palais Royale bereits einen Chronographen der Schweizer Marke kenne, war ich gespannt, ob und wie stark sich die Herangehensweise an die LOUIS XVI La Vauguyon verändert hat. Dass La Vauguyon jedoch so anders ist, hätte ich nicht für möglich gehalten. Hauptsächlich drehen sich die Unterschiede um das Design, das kantig, technisch und fast schon futuristisch ausfällt. Die graue Maserung ist neben der Lünette DAS auffällige Merkmal dieses Chronographen. Damit würde ich diese Uhr auch oder gerade Leuten empfehlen, die sonst wenig für die königliche Designsprache des Schweizer Herstellers übrighaben. Dieser Chronograph könnte euch gefallen!
Der zweite Aspekt betrifft das Uhrwerk. Das Sellita SW500 wird der Liebe des Königs zu mechanischen Uhrwerken gerecht. Das Kaliber liefert auf dem Prüfstand solide Leistungen ab.
Sowohl als Damaskus Stahl als auch in der Forged Carbon Variante kostet La Vauguyon 1.540,- Euro. Die dafür „erforderlichen“ Premiumleistungen erfüllt der Chronograph. Mit einer internationalen Garantie von 5 Jahren wird dieser Qualitätsanspruch unter Beweis gestellt. Alle wichtigen Links zur Uhr und zu LOUIS XVI findet ihr im Folgenden.
Mehr über LOUIS XVI und La Vauguyon
Die gesamte Kollektion auf einen Blick
Noch Mehr Chronographen-Tests in meinem Blog
Galerie
Technische Daten
NameLa Vauguyon
Referenznummer1201
MarkeLOUIS XVI
KategorieChronographen
Preis ab1.540,- Euro
Garantie5 Jahre
Höhe15.50 mm
UhrenglasSaphirglas
UhrentypAutomatik
Wasserdicht5 bar (50 m / 164 ft)
Uhrwerk NameSellita SW500
Ganggenauigkeit48 Stunden
Funktionen12-Stunden-Zähler / 30 Minuten Zeit / Datum / Kleine Sekunde / Minute / Sekunde / Stunde
Ziffernblattfarbeschwarz
Indizesstrichförmig
BesonderheitenIndizes mit Leuchtmasse gefüllt / Limitierte Edition / Zeiger mit Leuchtmasse gefüllt
LünetteDamaskus Stahl / grau
Armband Farbeschwarz
Armband MaterialKautschuk
SchließeDornschließe
Also available in: English
Kommentare