Sherpa OPS Test
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Die Wiederbelebung einer legendären Uhrenkollektion, ein junge Newcomer-Brand und die Verbindung zum Buddhismus lassen es erahnen: Die Sherpa OPS ist alles andere als eine gewöhnliche Taucheruhr. Das vorläufige Resultat einer authentischen Geschichte muss sich nun im Test beweisen!
Glückliche Fügung?
Eigentlich sollte es doch nur ein Geburtstagsgeschenk werden. Dass das in der Gründung einer eigenen Uhrenmarke aus dem Luxussegment gipfelt, hätte sich Martin Klocke vor Jahren auch nicht träumen lassen. Aber vielleicht beginnen genau so alle guten Geschichten. Und obwohl sie bei Martin Klocke definitiv noch nicht auserzählt ist, war ihr bisheriger Verlauf von einigen Highlights gekrönt. Aber alles der Reihe nach. Das besagte Geburtstaggeschenk war eine Uhr, gedacht für seine Frau, gefunden auf eBay und gekauft im Jahr 2010. Eine guterhaltene Damentaucheruhr der Schweizer Uhrenmanufaktur Enicar. Seiner Vorliebe für das stimmige Enicar Design ist Klocke bis heute treugeblieben, auch wenn es die Marke schon seit den 1980er Jahren nicht mehr gibt. Die Namensrechte besitzt inzwischen eine in Hongkong ansässige Firma.
Als der Deutsche deren neue Besitzer für eine Zusammenarbeit begeistern wollte, die alten Retro-Uhren wiederaufleben zu lassen, meldete man sich nicht bei ihm. Also versuchte er es auf eigene Faust. Die Idee der Marke Sherpa Watches war geboren.
Wo zwei Welten aufeinander prallen
Bei ‚Sherpa’ treffen zwei Welten aufeinander, die zufällig sehr gut gepasst haben – auch zu Martin Klocke persönlich. Zum einen, und das liegt für Uhrenliebhaber auf der Hand, soll Sherpa den Geist der gleichnamigen Kollektion der Enicar SA wiederaufleben lassen. Deren eigenständiges Design hat es dem Maschinenbau-Ingenieur bis heute angetan. Benannt wurden sie nach früheren Himalaya-Expeditionen.
Ungewöhnlicher ist da schon die Verbindung zum Buddhismus. Martin Klocke gehört seit 2002 der Karma Kagyü Schule an, einer der vier großen Schulen des tibetischen Buddhismus. Hier schließt sich der Kreis. Die Sherpa sind ein buddhistisch geprägtes Volk, das vor Jahrhunderten aus Tibet in den nepalesischen Teil des Himalaya einwanderten. Wie die neue Uhrenmarke heißen sollte, lag also auf der Hand.
Wenn Buddhismus auf Maschinenbau und Vintage-Design trifft
Seinen Glauben überträgt Klocke hier und da in das Design seiner Uhren und mischt es mit dem Retro-Gefühl der 60er und 70er Jahre. Gerade in der heutigen Zeit, in der gefühlt jedes zweite Design seine Ursprünge in den Jahren zwischen 1950 und 1970 hat, kommen die Idee und die authentische Geschichte dahinter gut bei den Kunden und in der Fachwelt an.
Allein mit dem Design ist es jedoch nicht getan. Der Maschinenbau-Ingenieur achtet sorgfältig darauf, dass seine Zeitmesser nicht nur spannend aussehen, sondern auch funktional sind. Diese Funktionalität reicht von Lasergravuren bis hin zu Kompressor-Technologien. Das spannendste Uhrenprojekt seit langem? Der Ausdruck ‚vielversprechend’ ist fast noch untertrieben. Zwei Modelle haben Martin Klocke und sein Team zum Marktstart veröffentlicht. Die Sherpa Ultradive und die Sherpa OPS kosten 5.900,- respektive 5.800,- Euro und greifen somit auch preistechnisch nach den Sternen. Ob ihre Qualität ebenfalls Luxusklasse ist, möchte ich im Uhren-Test herausfinden. Im ersten Teil will ich die Sherpa OPS genauer unter die Lupe nehmen. So gespannt war ich lang nicht mehr auf ein neues Modell!
Die Sherpa OPS am Handgelenk
Ed Sheeran scheint auf den Geschmack gekommen zu sein. Was jetzt auch noch der aktuell erfolgreichste Musiker der Welt mit den Sherpa-Uhren zu tun hat? Ganz einfach, er ist einer der prominentesten Sammler der Originalmodelle der Enicar S.A. Bei seinen Konzerten kann man die Vintage-Diver an seinem Handgelenk bewundern, die optisch nichts von ihrer Faszination eingebüßt haben. Das gilt auch für die neue Sherpa OPS, für deren Design Martin Klocke und sein Team den Look und die Designsprache der Originale behutsam adaptiert haben. Ich spreche bewusst von ‚adaptiert‘ und nicht ‚kopiert‘, denn die eigenständige Handschrift bleibt unverkennbar. „Das zeitlose Design der Ultradive und der OPS brauchte nicht viel Feintuning, denn ihr Look und ihre Haptik sind heute noch genauso ausgeprägt wie vor einem halben Jahrhundert“, schwärmt Klocke.
Obwohl man einige Elemente wie den orangefarbenen Sekundenzeiger oder die teils hervorgehobene Minuterie wiedererkennt, scheint die im Grunde genommen zeitlose Sherpa im Hier und Jetzt angekommen zu sein.
Guter Tragekomfort
In dieser Hinsicht kann man die Sherpa OPS als rechtmäßige Nachfolgerin der alten Enicar-Uhren bezeichnen. Des Weiteren bin ich der Meinung, dass das Design im Handgelenk auch funktioniert, wenn man die großen Vorbilder der 60er und 70er Jahre nicht kennt. Optisch ist die Sherpa OPS also für alle Altersklassen geeignet. Bestimmt von Funktionalität, Qualität, Tradition und Sportlichkeit, passt das Design zu jedem erdenklichen Outfit in jeder Lebenslage.
Und wie trägt sich die neue Sherpa? Ausgesprochen angenehm, muss ich sagen. Mit einem Durchmesser von 40 Millimetern ist das Gehäuse ein weiteres, welches den Trend zu immer größeren Durchmessern nicht mitgeht, sondern angenehm kompakt und funktional bleibt. In Verbindung mit der sportlich-flachen Höhe von 13,50 Millimetern wirkt die Taucheruhr wohlproportioniert. Über das Kautschukband gibt’s am Ende mehr zu erfahren.
Das Comeback der Kompressor-Technologie
Nicht nur äußerlich, auch qualitativ hat man großen Wert daraufgelegt, die Enicar-Philosophie fortzuführen. Laut eigener Aussage durfte Martin Klocke die alten Archive der Schweizer Marke EPSA (dem Gehäusehersteller für Enicar, Longines, JLC, Omega etc.) nach verlorengegangenem Wissen durchforsten. Entscheidend für die anhaltende Beliebtheit der Gebrauchtmodelle aus der Sherpa-Kollektion ist auch die Tatsache, dass es sich um Taucheruhren mit doppelter Kompressorkrone und Kompressorverschluss handelt, erfunden vom legendären Gehäusehersteller Ervin Piquerez.
Kompressor-Taucheruhren waren vor über 60 Jahren sehr populär, da man heute übliche Dichtungen noch nicht herstellen konnte. Das Problem mit der Wasserdichtigkeit wurde gelöst, indem man einen federbelasteten Gehäuseboden verbaute. Durch die eingebaute Feder war die Taucheruhr schon dann dicht, wenn der Gehäuseboden noch nicht gegen den O-Ring drückte. So wurde dieser erst bei hohen Kompressionsstufen belastet, was damalige Taucheruhren noch wasserdichter machte, je tiefer man tauchte. Eine Kompressor-Taucheruhr erkennt ihr an den zwei großen Kronen bei 2 und 4 Uhr. Das auffällige Detail haben Enicars Sherpa-Modelle und die Sherpa OPS gemeinsam.
Martin Klocke zufolge ist die Sherpa OPS die erste vollkommene Kompressor-Taucheruhr seit mehr als 60 Jahren und soll deren Comeback einläuten. Doch auch an dieser Stelle ist es mit einer bloßen Nachahmung der Technologie aus vergangenen Zeiten nicht getan. „Auf technischer Ebene übertreffen unsere Uhren ihre Vorgänger in puncto Genauigkeit, Wasserdichtigkeit und Langlebigkeit“, weiß Martin Klocke zu berichten. Qualität geht eben über alles. Entwicklung, Herstellung und Montage jedes einzelnen Exemplars finden in Deutschland und der Schweiz statt. Outsourcing nach Asien? Fehlanzeige!
Wie man die Sherpa OPS bedient
Die Kompressor-Technologie wurde komplett neuentwickelt, basiert in ihrer Grundidee aber auf den Entwürfen der Ervin Piquerez SA. Sherpa Watches verspricht eine Wasserdichtigkeit bis in Tiefen von 200 Metern. Dass die hoch angesetzten Qualitätsansprüche erfüllt werden, garantiert die ISO-Norm 6425.
Die Bedienung einer Sherpa OPS ist auf den ersten Moment vielleicht etwas ungewohnt. Ich habe mich in der Zwischenzeit aber sehr schnell an die neue alte Technologie gewöhnt und finde sie sogar vorteilhaft. Die obere Kompressorkrone bei 2 Uhr wird gezogen. Dann kann man die innenliegende Lünette sehr elegant und genau bedienen. Diese kann um 360° gedreht werden und verfügt über Swiss Super-LumiNova-Leuchtbeschichtungen. Die untere Kompressorkrone übernimmt hingegen die Funktionen einer herkömmlichen Krone, also die Einstellung der Uhrzeit. Beide MONOFLEX-Kronen werden durch einen hervorstehenden Kronenschutz vor Berührungen mit spitzen Gegenständen geschützt – das ist eine Neuerung. Verschraubt sind sie nicht. Dies erleichtert die Bedienung, gerade unter Wasser.
Auswahl der Materialien und Verarbeitung sind auf einem Niveau, dass der Bezeichnung ‚Premium‘ gerecht wird. Als Basis für das Gehäuse hat sich Sherpa Watches für klassischen Edelstahl entschieden. Die charakteristische schwarze Farbe rührt von einer matten DLC-Beschichtung, die das Gehäuse noch langlebiger und kratzfester macht. Das gewölbte Saphirglas mit Antireflexbeschichtung zur besseren Ablesbarkeit ist schon ein Muss. Ein verspieltes Detail des EPSA-STOP Gehäuseboden ist der hervorgehobene stilisierte Taucherhelm, der mir sehr gut gefällt.
Kein gewöhnliches Uhrwerk
Von außen nicht sichtbar ist ein wichtiges Detail, in dessen Design Martin Klocke seinen buddhistischen Glauben einfließen lassen hat. Auf zwei der Uhrwerksräder wird in der Produktion das tibetisch-buddhistische Mantra OM MANI PEME HUNG per Lasergravur verewigt. Der Tradition nach senden die sich drehenden Räder Schwingungen der Liebe, Weisheit und Mitgefühl aus. Martin Klocke ist sich sicher: „Mit dem bloßen Auge werden Sie das Mantra nicht bemerken. Stattdessen werden Sie es spüren“. Ob man sich darauf einlässt, bleibt jedem Träger selbst überlassen. Jeder dürfte aber konform damit sein, dass die Gravur etwas sehr Persönliches, Authentisches und Positives an sich hat.
Als Matramatic MM01 bezeichnet Martin Klocke das Uhrwerk seiner Sherpa OPS. Hinter der konsequenten Umbenennung verbirgt sich ein Schweizer SW200-1 Automatikwerk von Sellita, das über eine Gangreserve von 38 Stunden verfügt. Weitere Veredelungen betreffen die nun teils vergoldeten Oberflächen sowie einen Spezialrotor.
Getragen am praktischen Kautschukband
Funktionalität – das zeichnet die Sherpa OPS auch beim Armband aus. Statt Leder oder Edelstahl fürs Büro setzt Sherpa Watches auf das Material, mit dem man die Sherpa OPS in ihrem gewohnten Habitat, der Unterwasserwelt trägt. Das Band besteht aus vulkanisiertem Kautschuk und wurde im Tropic Style entworfen. Der Tragekomfort steht der Praktikabilität in Nichts nach. Oft besteht die Angst, ein Kautschukband könnte jucken und unbequem sein. Das war bei mir nicht der Fall. Die Breite zwischen den Bandanstößen beträgt 20 Millimeter.
Mein Fazit zur Sherpa OPS
Die Sherpa OPS ist die seit langem spannendste Taucheruhr, die ich umlegen und testen durfte. Das liegt wenig überraschend an der Kompressor-Technologie, die auf höchstem Niveau umgesetzt wurde. In dieser Hinsicht ist der Taucher der jungen Marke ein absoluter Vorreite. Ich bin mir sicher, dass wir die wiederentdeckte Technologie in Zukunft bei vielen etablierten Firmen sehen werden.
Etablieren muss sich Sherpa Watches erst noch. Die Weichen dafür sind gestellt. Der originelle Look der Vorbilder von Enicar überzeugt mit zeitloser Eleganz und Funktionalität, die nicht nur alteingesessene Uhrenliebhaber begeistern wird. Obwohl die neue Sherpa Uhr die DNA der Vorbilder in sich trägt, haben Martin Klocke und sein Team eine eigenständige Designsprache entworfen, die nicht nur kopiert, sondern das Konzept weiterentwickelt. Man denke nur an das eingravierte Mantra, das die Brücke zum Buddhismus schlägt.
Jetzt kommt es darauf an, wie der Markt Sherpa Watches aufnimmt. Die erste Auflage der Sherpa OPS ist auf 150 Exemplare limitiert – Kostenpunkt: 5.800,- Euro. Ein beachtlicher, aber nicht ungerechtfertigter Preis. Da Martin Klocke am Namen des Sherpa-Volkes mitverdient, soll ein Prozentsatz von jeder verkauften Uhr an zwei Entwicklungsprojekte in Nepal gespendet werden, die die Sherpa unterstützen. Eine starke Geste, wie ich finde!
Im Folgenden findet Ihr alle weiterführenden Links zur Uhr.
Mehr über die Sherpa OPS
Die Homepage von Sherpa Watches
Alle Taucheruhren-Tests in meinem Blog
Galerie
Technische Daten
NameSherpa OPS
Referenznummer001/02/01
MarkeSherpa Watches
KategorieRetro Uhren / Taucheruhren
Preis ab5.800,- Euro
Garantie2 Jahre
Gehäuse Material316L Edelstahl / DLC-Beschichtung
Diameter40.00 mm
Höhe13.50 mm
UhrenglasAntireflexbeschichtung / Saphirglas
UhrentypAutomatik
Wasserdicht20 bar (200 m / 660 ft)
Uhrwerk NameMantramatic MM01
Ganggenauigkeit38 Stunden
FunktionenDatum / Minute / Sekunde / Stunde
Ziffernblattfarbeschwarz
Indizesstrichförmig
BesonderheitenSwiss Super-LumiNova®
Lünetteinnenliegend / schwarz / Taucherlünette
Armband Farbeschwarz
Armband MaterialKautschuk
Schließe316L Edelstahl / Dornschließe
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